Der Tod ist wie ein Horizont, dieser ist nichts anderes als die Grenze unserer Wahrnehmung.
Wenn wir um einen Menschen trauern, freuen sich andere, ihn hinter der Grenze wieder zu sehen.

Hartmut Stoll

* 04.03.1939 09.02.2024

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Famile Stoll Anna-Maria Stoll-Petermann, Klaudia und Lucia Stoll und Matt Burgermaster

Gestern für die Beerdigung im FriedWald Badener Höhe von Hartmut Stoll 04.03.1939 - 09.02.2024 Wo soll ich anfangen? Vielleicht mit einem großen und herzlichen Dankeschön, dass Du, Hartmut, unser wundervoller Papa warst und ein guter und liebevoller Ehemann für unsere Mama. Danke, dass Du immer für uns da warst mit Deiner ganz eigenen wunderbaren Art. Und ja, auch noch einmal ein dickes Dankeschön, dass Du mit einem mutigen Blitzflug nach London geflogen bist und eure Liebe gerettet hast und ihr, Anna-Maria, der brasilianischen Schweizerin einen Heiratsantrag gemacht hast. Der Beginn einer langen und tiefen Liebesbeziehung mit 57 Hochzeitstagen und der Start unserer kleinen Familie. Das Licht der Welt erblickte Hartmut am 04. 03.1939 in Gernsbach mitten im Zweiten Weltkrieg und er hatte eine nicht ganz einfache Kindheit, die von Unruhen, Unsicherheit und Mangel geprägt war.Mit 14 Jahren musste er eine Schlosserausbildung beginnen, später bildete er sich zum Betriebstechniker weiter und arbeitete jahrzehntelang bis zu seiner Pensionierung in der Papierfabrik Schoeller & Hoesch. Das Handwerkliche und Technische lag ihm sehr und er verwirklichte seine Fähigkeiten auch in unserem alten Familienhaus, das er über Jahrzehnte renovierte und pflegte. Alles, die kleinen und großen Dinge wurden mit viel Liebe, Geduld und Ausdauer repariert. Hartmut sagte einmal im Pflegebett: “Ich bin nicht der Hartmut, ich bin der Sanftmut.“ Und dann sagte er auch einmal im Halbschlaf zu uns, seinen Töchtern, als er schon sehr krank war und wir ihn sehr gedrängt haben eine Medizin zu trinken, mit geschlossenen Augen und lächelnden Mundwinkeln:“ So funktioniert das nicht mit mir, wenn ihr mich so forciert. Ihr müsst zu mir sagen:"Trink mein kleines Prinzchen trink." Und lächelte im Schlaf mit geschlossenen Augen vor sich hin! Der kleine Prinz von Antoine de Saint Exupéry, das war für Hartmut seit seiner Jugend ein wichtiges Buch und er hat in einem seiner persönlichen Bergfahrtenbücher auch ein Zitat aus dem kleinen Prinzen notiert, das ich nun vorlese: Es gibt nur ein Problem, ein einziges Problem auf der ganzen Welt: den Menschen eine geistige Sinndeutung ihres Daseins, eine Art geistigen Sehnsucht und Unruhe wiederzugeben. Man kann doch nicht auf Dauer von Kühlschränken, Politik, Finanzen und Kreuzworträtseln leben - man kann es einfach nicht. Es ist unmöglich. Man kann doch nicht leben ohne Dichtung, ohne Farbe, ohne Liebe. Man braucht nur ein Volkslied aus dem 15. Jahrhundert zu hören, um diesen gewaltigen Abstieg zu vermessen. Wir hören nur noch die Stimmen des Roboters, der Propaganda treibt - 2 Milliarden Menschen hören nur noch den Roboter, machen sich selbst zu Robotern. Das hat der 20-jährige Hartmut 1959 in eines seiner vielen Bergfahrtenbücher geschrieben, in denen er seine 129 Bergtouren, davon 30 auf Viertausender mit viel Liebe und Akribie, gleich einem Tagebuch voller Erinnerungen mit Texten, Zeichnungen und Fotos dokumentiert hat. Diese Bücher erzählen von viel Mut, Sehnsucht, Ausdauer, Philosophie, Romantik und Liebe. „Am Berg lernt man sehr viel, vor allem, sich aufeinander zu verlassen.“ hat er einmal gesagt. Und nicht zu vergessen: seine zahlreichen liebevoll geschnittenen Super 8 Filme, die er in drei Genres einteilte: Familienfilme, Lokomotivfilme und Bergfilme. Sie zeugen von seiner kreativen Ader und seinen Blick für die Schönheit der Welt. Auch hatte er viel Sinn für Ordnung und legte seine Dias, Fotos und Filme in sehr geordneten Archiv-Systemen an. Sein kleines Heiligtum. Regelmässig gab es schöne Dia- und Super-8 Filmabende mit der ganzen Familie oder öfters auch mit Gästen, Bergsteiger, Kletterer, Wanderfreunde und Lokomotivfans. Ich glaube, dass Hartmut ein Mensch war, der leise Liebe geschenkt hat. Er hat sie geschenkt, ohne großes Aufsehen zu erregen. Diese Liebe wurde deutlich als liebevoller Ehemann und als wunderbarer Vater, als treuer Freund, als ausdauernder Bergsteiger, der mit Herzens-Geduld und grosser Verbundenheit uns alle begleitete. Eine ruhige, humorvolle und tiefverwurzelte Seele von Mensch. Ein Mensch, der die Natur, seinen Garten, die Berge, Felsen, die Seen und Wälder und das Reisen liebte. Er war ein Mensch, der diese Liebe lebte und sich für seine Familie, für andere Menschen und die Natur einsetzte. Diese Liebe von ihm ist immer da in unseren Herzen. Sie wird uns immer mit ihm verbinden und so hoffe und wünsche ich uns allen nach der Zeit der Trauer, in der oft Leere und Verzweiflung in uns ist, dass diese Liebe unser Band und Anker zu Hartmut sein wird” Dieser leise, ruhige und sanfte Mensch, mit seinem verschmitzten Lächeln und seinem sehr trockenen Humor, den er trotz seiner schweren Krankheit nicht verloren hat, musste am Ende seines Lebens einen sehr langen und harten Weg bis zu seinem letzten und höchsten Berg über den Wolken gehen. Dort oben auf dem Gipfel über den Wolken im Himmel wartet er auf uns. Zum Schluss noch ein Zitat aus dem Kleinen Prinzen: “Hast du Angst vor dem Tod”, fragte der kleine Prinz die Rose. Darauf antwortete sie: “Aber nein. Ich habe doch gelebt, ich habe geblüht und meine Kräfte eingesetzt soviel ich konnte. Und Liebe, tausendfach verschenkt, kehrt wieder zurück zu dem, der sie gegeben”

07-07-2024